Stativgewinde: Maße, Gewindeschnitt
Fotografisches Equipment ist fast immer mit einer Stativbefestigung
ausgestattet. Dabei kommen zwei Gewinde zum Einsatz. Wie die
genauere Betrachtung verrät, handelt sich um ein untypisches Gewinde, nämlich
ein Zollgewinde mit einer größeren Steigung als unsere metrischen Gewinde
ähnlicher Größe wie M6 oder M8. Im Titelbild oben ist das kleine Fotogewinde
mit einer M6-Schraube verglichen.
Das kleinere Gewinde wird in Kameras bis zu der Größe einer DSLR verwendet.
Das größere ist an Mittelformatkameras oder schweren Stativen zu finden. Auch
Mikrofon- und Bühnenstative verwenden diese Größe.
Die Maße
Die wichtigsten Maße der beiden Stativgewinde sind in der unteren Tabelle zu finden.
Name | Gänge pro Zoll |
Gewindesteigung | Aussen-Ø | Bohrer-Ø für Innengewinde (Mutter) |
---|---|---|---|---|
UNC 1/4 Zoll | 20 | 1.27 mm | 6.35 mm | 5.2 mm |
UNC 3/8 Zoll | 16 | 1.59 mm | 9.6 mm | 8.0 mm |
Stativgewide selbst schneiden
In dem Bild oben sind verschiedene Gewindeschneidertypen für
Innengewinde (Mutter) dargestellt. Links
ist ein sogenannter Einschnitt-Gewindeschneider zu sehen. Hier wird das
Gewinde in nur einem Durchgang geschnitten.
Ein dreiteiliger Schneidersatz
ist in der Mitte zu sehen. Er besteht aus einem Vorschneider, Mittelschneider
und Fertigschneider, die der Reihe nach angewendet werden. Der mehrstufige Schnitt
liefert auch bei sehr harten Materialien gute Ergebnisse. Mit ihm lassen sich
auch Gewinde in Sacklöchern gut herstellen, da nur wenige "unfertige"
Gewindegänge am Ende der Bohrung bleiben.
Rechts sieht man einen Kombi-Gewindeschneider. Das ist eine Kombination
aus einem Bohrer und einem Gewindeschneider. Das Bohren des Kernlochs mit dem
entsprechenden - im Falle des kleinen 1/4" Gewindes - exotischem Durchmesser
entfällt. Anders als die klassischen Schneider hat der Kombi-Schneider auch
einen Sechskant-Schaft, der für den Einsatz in einer Bohrmaschine oder einem
Akkuschrauber vorgesehen ist.
Bei der Anschaffung von Gewindeschneidern für Stativgewinde für gelegentlichen Einsatz steht meist ein günstiger Anschaffungspreis im Vordergrund. Hier sollte man bedenken, dass der Schneideisenhalter und der passende Kernlochbohrer dazugerechnet werden müssen, falls noch nicht vorhanden. Hier hat der Kombischneider Vorteile. Der passende Kernlochbohrer kann auch nicht verloren gehen;). Für Kunststoff und Alu reicht er völlig. Sacklöcher wird man damit aber nicht schneiden können.
Der Schnitt
Die Herstellung des Innengewindes beginnt mit dem Bohren des Kernlochs. Bei dem kleinen Gewinde ist ein Bohrer mit Ø 5.2 mm notwendig. Dieser muss meistens nur für diesen Zweck gekauft werden, da die Größe nicht sonderlich oft zum Einsatz kommt. Das große Stativgewinde kommt mit dem gängigen 8.0 mm Bohrer aus. Beim Bohren sollte eine Ständerbohrmaschine verwendet werden damit ein senkrechtes Bohren sichergestellt wird. Das Loch sollte mit einem Senker angefast werden.
Als nächstes kommt der Gewindeschnitt. Der Schnitt in weichen Materialien erfordert keine besonderen Kenntnisse. Bei dem großen Durchmesser sollte durch ein kurzes zurückdrehen jede Viertelumdrehung der Span gebrochen werden. Bei kurzen Löchern besteht die ganze Kunst darin, das Gewinde senkrecht zu schneiden. Wer sich dazu verleiten lässt das Gewinde mit dem Akkuschrauber aus dem Handgelenk zu schneiden wird das wahrscheinlich einsehen müssen. Abhilfe schafft hier ein Bohrmaschinenständer. Das Bohrfutter kann auch mit der Hand langsam gedreht werden. So ist es leichter die Höhe der Bohrmaschine nachzuführen.
Beim Schneiden von Gewinden in 3D-gedruckten Teilen ist zu beachten, dass das Material innen nur eine nachgiebige Stützstruktur hat und nur die Außenflächen wirklich massiv sind. Die Bohrung für das Innengewinde sollte entsprechend vergrößert werden um weniger Material abzutragen. Ein Wert von ca. 5.7 mm hat sich bei mir als praktikabel erwiesen. Das Bild unten zeigt einen 3D-gedruckten Blitzfuß mit Stativgewinde. Eine druckbare STL-Datei ist auf der Projektseite des SmaTrig zu finden.
Die Alternative
Eine interessante Lösung für den Selbstbau sind die unten gezeigten
Übergangsmuttern die außen ein 3/8 und innen ein 1/4 Zoll Gewinde haben. Sie
lassen sich im Notfall auch ohne Gewinde in Kunststoffe eindrehen, wenn
entsprechend groß vorgebohrt wird. Die Schwierigkeit hier ist das gerade
Eindrehen der Mutter. Dieser Weg entspricht sicherlich nicht dem
Konstruktionslehrebuch...
Das
Metallstück verteilt die Kraft etwas besser auf das Material als ein kleines
Gewinde direkt im Kunststoff.
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