Feuertonne de luxe - Bauanleitung
Abends im Garten ist es fast immer kühl. Man wohnt nun mal weit oben auf dem Globus. Was gibt es da Schöneres als ein knisterndes, wohlig wärmendes Feuer, in dem auch praktischerweise alle Holzabfälle verschwinden. Da gibt es die Varianten: steinumrandete Feuerstelle a la Neandertaler, Kesselunterboden mit Füßen für 99,99 aus dem Baumarkt oder z.B. die gute alte Feuertonne, also ein Fass mit abgesägten Deckel in dem es brennt, auch Ghetto Light im Neudeutschen genannt. Um eine derartige Konstruktion geht es hier, nur bastlergerecht aufgemotzt - eine Feuertonne de luxe. Im Folgenden wird beschrieben, wie man die im Bild dargestellte Feuertonne mit relativ einfachen Mitteln bauen kann. Der Sinn des Umbaus besteht darin:
- Das Feuer nicht ganz unten im Fass brennen zu lassen. So sieht man mehr davon
- Etwas Wärme seitlich durch ein Fenster abstrahlen zu lassen, Kamin TV!
- Den Lack auf der Tonne vor Verbrennung zu schützen, damit sie nicht nach dem ersten Feuer wie ein Stück rostiger Schrott aussieht.
Hier nun die Arbeitsschritte im Einzelnen. An Werkzeug wird auf jeden Fall eine Stichsäge mit Metallsägeblatt benögigt. Eine Nietzange ist praktisch, kann aber durch Schrauben ersetzt werden. Nieten macht Spass! Eine Blechschere ergibt im Vergleich zur Stichsäge schönere Schnitte und ist lautlos - praktisch für den Feuerkorb. Mit der Flex können die Kanten etwas abgerundet werden. Eine Feile tut es aber auch.
1. Tonne besorgen
In der Berliner Region ergab die Suche bei Ebay Kleinanzeigen relativ viele Treffer. Ich konnte ein Ölfass im guten Zustand für 20 EUR kaufen. Es sah praktisch wie neu aus, etwas Restöl war drin, ca. ein Viertelliter. Von Fässern mit Pestiziden o.ä. Giften würde ich persönlilch die Finger lassen. Bei Leichtenzündlichem ist das Fass auf jeden Fall vollständig zu entleeren und mit Luft zu spülen oder einfach lange offen stehenzulassen. Benzindämpfe in der richtigen Konzentration können bei Entzündung zu einer üblen Explosion führen - game over. Motoröl ist an sich nicht brennbar. Bei der Auswahl der Fassmarke macht es durchaus Sinn auf die Optik zu achten, da der Lack durch den Feuerkorb am Fass dranbleibt. So ein 200L Fass passt übrigens auf die Rückbank eines Pkws, falls keine andere Transportmöglichkeit gegeben ist.
2. Lochblech besorgen
In Berlin wurde ich bei Gemmel-Metalle fündig. Für den Feuerkorb braucht man knapp 1 m2 Lochblech. Bei meiner Ausführung ist der Feruerkorb ca. 44 cm hoch was nach zusammen mit umgebogenen Flanschen oben und unten mit jeweils 3 cm etwa 50 cm ergibt. Der Umfang ergibt sich aus dem Durchmesser des ausgesägten Lochs im Fassdeckel (Durchmesser x 3.14 = Umfang). Das benötigte Lochblech hat folgich die Ausmaße von ca. 170 x 50 cm. Je nach Preis und Abgabemenge kann der Einkauf einer ganzen Platte mit 100 x 100 cm sinnvoll sein. Der Feuerkorb besteht dann aus zwei Teilen, was keinen großen Unterschied macht. Bei der Materialwahl emfiehlt sich gewöhnlicher Stahl. Alu wird bei den Temperaturen weich. Edelstahl ist unbezahlbar und schwer zu verarbeiten. Die Verzinkung kann man sich schenken, sie soll bei Hitze abplatzen. Bei Stahl wird man mit ca. 20-30 EUR für das Lochblech rechnen müssen. Beim Schrotti wird es günstiger. Beim Lochmuster ist alles von schlichten Rundlöchern bis zu kirchlichen Motiven möglich. Erstere erlauben ein einfaches Vernieten der Teile, wenn die Löcher ca. 3-4 mm Durchmesser haben.
3. Fassdeckel aussägen
Der Deckel lässt sich am leichtesten mit einer Stichsäge mit einem Metallsägeblatt aussägen. Es macht auf jeden Fall Sinn etwas Rand zu lassen, der als Aufhängung des Feuerkorbs dient und gleichzeitig die Stabilität des Fasses erhöht. Die scharfe Kante sollte mit einer Zange umgebogen werden, siehe Bild unten. Das Blech kann mit einer normalen Rohrzange ohne Mühe gebogen werden. Der durch die Umbiegung entstandene Spalt zwischen der Tonne und dem ausgesägten runden Blech erlaubt später seine Benutzung als Korbboden. Wichtig: Man fängt intuitiv an, die obere Seite des Fasses auszusägen - Fehler. Der Auslass und die Entlüftungsöffnung erschweren das Sägen enorm. Das ausgesägte Blech hat dann auch noch zwei große Löcher. Man sollte das Fass also erstmal umdrehen. Die beiden Öffungen sind dann im Boden der Feuertonne und bleiben dort für immer drin.
4. Lufteinlass aussägen
Nachdem der Deckel ausgesägt und die Kante umgebogen ist wird der Lufteinlass
unten im Fass ausgeschnitten. Hier bewährt sich wieder die Stichsäge. Für runde
Ecken können auch erst Löcher größeren Durchmessers in den Ecken des Fensters
gebohrt werden. Die Öffung sollte nicht zu klein geraten. Man kann sie später mit
einem Schieber in der Größe regulieren. Der Schieber gleitet dann in der Nut,
die in der "Kante" des Fasses da ist. Ich habe den Stopfen des Entlüftungslochs
gleich als Griff verwendt. Er ist einfach über eine Distanzscheibe festgenietet
und bildet die obere Führung des Schiebers.
Bei meiner Konstruktion zeigt der Schieber relativ wenig Wirkung. Wahrscheinlich
kommt die meiste Luft eh durch das Sichtfenster.
5. Feuerkorb bauen
Die Seitenwände des Feuerkorbs habe ich durch das Zusammennieten des (der) Lochblechstreifens zu einem Zylinder geformt. Er kann am Anfang ruhig etwas unrund sein. Er muss nur vom Durchmesser in die ausgesägte Öffnung im Fass gut reinpassen. Überschüssige Blechlänge ist abzuschneiden. Um den Boden des Korbs einzubauen und die Aufhängung des Korbs zu formen wird der Zylinder oben und unten wie im Bild sichtbar streifenartig angeschitten. Hierfür ist eine Blechschere die eleganteste Lösung (1mm-Blech schneidet sich wie Butter). Die entstandenen Zungen werden jetzt umgebogen und der Boden eingelegt. Jetzt bekommt der Korb von allein eine runde Form. Der Boden braucht noch Löcher für die Vernietung und zur Belüftung des Feuers. Der Korb ist jetzt fertig. Als sehr praktisch haben sich Drahtgriffe im Korb erwiesen. So kann die Asche einfacher ausgekippt werden.
6. Sichtfenster aussägen
Die Prozedur ist gleich wie beim Lufteinlass. Eine Stichsäge bringt gute
Ergebnisse. Da das Fenster an zentraler Stelle ist, sollte man Fehler möglichst
vermeiden.
Wichtig ist die Positionierung der Öffnung. Sie sollte tief genug liegen, damit
die Glut die Wärme nach aussen abstrahlen kann. Der untere Rand des Feuerkorbs
sollte jedoch nicht sichtbar sein um die Optik nicht zu stören.
Das Fenster wird auch für das Anzünden benutzt. Papier lässt ich auch durch
das Lochblech anzünden.
Das ausgeschnittene Blech kann für den Schieber verwendet werden.
Nachdem alle Schritte abgeschlossen sind, wird der Feruerkorb in das entsprechend ausgesägte
Ölfass eingesetzt. Eine weitere Befestigung ist nicht notwendig.
Viel Spass beim Bauen!
Sicherheitshinweise für den Gelegenheitmetallarbeiter:
- Ohne Handschuhe macht's keinen Spass
- Volle Schuhe und lange Klamotten beim Sägen und Flexen
- Beim Flexen auf jeden Fall eine Schutzbrille tragen, am besten auch beim Sägen
Nachtrag
Inzwischen würde ich empfehlen den Abstand zwischen dem Feuerkorb und der Fasswand noch etwas zu erhöhen. Bei mir ist die schöne rote Farbe bei einer größeren Ladung Holz doch leicht angebrannt. Das Feuer fing nämlich an hinter dem Lochblech zu brennen. Ein Abstand von ca. 5-6 cm sollte ok sein.
Nachtrag 2
Die Feuertonne hat zwei weitere Modifikationen erfahren. Aus Resten des Lochblechs habe ich eine zusätzliche Luftzufuhr für die Bodenplatte eingebaut. Das Ganze ist nach dem Ausschneiden entsprechender Ecken aus einem Stück gefaltet. Durch die pyramidenartige Form wird die Luftzufuhr auch bei viel Asche nicht blockiert. Das Feuer brennt jetzt gleichmässiger und intensiver über die ganze Fläche. Die Tonne "schluckt" jetzt etwas mehr Holz.
Da die Tonne immer hin und her bewegt wird, habe ich noch ein kleines Rad an der unteren Kante angenietet. Es ist nicht unbedingt schön, aber es fällt mit 5 cm Rollendurchmesser nicht wirklich auf und man muss die Tonne jetzt nicht mehr mit ausstreckten Händen durch die Gegend tragen.
Feedback ist erwünscht! Falls ihr etwas ähnliches gebaut habt, stelle ich gern ein Bild hier ein.
Disposable Email Throwaway Email Temporary Email
Hier kann ich mir definitiv noch was "abgucken". Klasse!
Inzwischen würde ich mitten auf dem Boden des Feuerkorbs noch eine Art Kegel aus dem Lochblech aufbauen damit auch in der Mitte etwas Luft durchkommt, auch bei viel Asche. Diese kleinen Löcher sind schnell zu.
Das mit dem MK Logo hört sich gut an. Genau so etwas muss auf die Tonne drauf;)
Fazit: bei -4° Wurde die Tonne so Heiß, das die Hitze für 5 Personen in Stühlen gereicht hat. Und der Korb anfing zu glühen... *g*
Die 5cm Abstand haben übrigens bei 5h Dauerfeuer zu Silvester nicht gereicht, der Lack ist ab (zumindest stellenweise). Dafür hat die Tonne prima Wärme abgegeben und das Kaminprinzip mit dem Schieber unten funktioniert ganz hervorragend. Mein Vater ist ganz begeistert: Das ist die beste Feuertonne, die er je gesehen hat ;) Na ja - ich bin ja auch begeistert!
Grüße Luk